Spielgefühl: Schätz mal

Ganz einfach absurden Spaß haben

Schätz mal, wie viele Musiker das Gemüse-Orchester hat! Oder schätz mal, wie hoch der Lichtschutzfaktor von Nutella ist? Hast Du vielleicht vor der Glotze gesessen, als Sido versuchte, den Weltrekord im Stapeln von Donuts zu brechen? Dann weißt Du sicher, wie viele Donuts er damals gestapelt hat, oder? Und was glaubst Du, wie viele Tage Frauen in Minnesota ins Gefängnis müssen, wenn sie öffentlich als Weihnachtsmann verkleidet auftreten? Als Cineast dürfte es Dir auch leicht fallen zu beantworten, wie viele Wörter Arnold Schwarzenegger im ersten Teil von “Terminator” sprach.

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Wenn Du Dich gerne in der Beantwortung solcher Fragen mit anderen messen willst, dürfte das hier Dein Spiel sein. Aber Obacht! Du brauchst Internet! Schätz mal, für wie viele Gesellschaftsspieler dies wiederum Teufelszeug beim Spielen ist!

Schätz mal! Simples Spielprinzip in feinem Mantel

Bewusst oder unbewusst greift die SMV Schätz mal Verlag GmbH die Idee der Denkriesen auf, die mir in letzter Zeit so viel Spaß mit ihren Stadt Land Vollpfosten Kladden, Kartenspielen und Brettspielen gemacht haben, und nimmt ein banales Spielkonzept, tuned dies ein wenig und bringt es modern und massenkompatibel auf den Markt. Und ich prophezeie, dass auch das Ding hier mit dem richtigen Marketing durch die Decke gehen könnte.

Denn das von Nelly Teich erfundene Spielprinzip ist so simpel, wie ein Spielprinzip eigentlich nur simpel sein kann. Bis zu 8 Spieler messen sich bei Schätz mal! im Beantworten von Schätzfragen. Jeder Block enthält hierbei 96 Seiten mit über 300 Schätzfragen. Pro Seite gilt es, bei 9 Schätzfragen möglichst nah an das richtige Ergebnis zu kommen. Die richtige Antwort auf die Schätzfrage gibt hierbei die Suchmaschine der Wahl, um möglichst aktuelle Ergebnisse zu bekommen. Dies braucht es besonders bei Schätzfragen, die sich auf Momentaufnahmen wie beispielsweise auf die aktuelle Temperatur an Ort XY beziehen.

Bekannte Fakten treffen auf Absurditäten

Bei den Schätzfragen paaren sich Absurditäten mit durchaus bekannten Fakten. Wie lang die längste Autobahn Deutschlands ist, mag der eine oder andere schon einmal gehört haben. Auch die Anzahl der Staffeln in der Serie Raumschiff Enterprise könnte dem einen oder anderen bekannt sein. Ebenso verhält es sich mit der Anzahl von Toffifee in einer Maxi-Packung und dem aktuellen Weltrekord der Frauen im Hochsprung.

Aber bei Fragen wie nach dem höchsten Sprung eines Schweins, wie viel Gramm Ohrenschmalz ein Mensch durchschnittlich in seinem Leben produziert oder wie viel Prozent der Menschen mit dem Daumen popeln, werden die meisten (hoffentlich) raten müssen.

Schätz mal! bedeutet zum Beispiel Fragen für Hobby-Gastroenterologen und Tierfilmbesessene

Auffällig ist, wie viele Fragen sich quer durch alle Blöcke mit dem Thema Verdauung und Ausscheidungen bei Tier und Mensch beschäftigen. Die Ekel-Edition fängt zum Beispiel mit der Frage an, wie viele Männer nach dem Gang zur Toilette auf das Händewaschen verzichten, um noch auf derselben Seite nach der durchschnittlichen Anzahl der Fürze pro Tag zu fragen. Da dürfen natürlich auch nicht Fragen wie “Wie viele Liter Urin befinden sich in einem 50-Meter-Schwimmbecken?”,  “Wie viele Tonnen Hundekot landen täglich auf den Gehwegen von Berlin?” und “Wie viele Menschen müssen jedes Jahr ins Krankenhaus, weil sie in Paris auf Hundescheiße ausgerutscht sind?” fehlen. Manch einer wird sich nach den Antworten sicherlich zuhause einschließen, ein Gros wird die Welt danach mit anderen Augen sehen.

In der Tier-Edition zerlegt es uns schließlich bei der Frage danach, wie oft ein Elefant pro Tag kackt, nachdem wir bereits geschätzt haben, wie viele Kotwürfel Wombats in einer Nacht produzieren und wie viel Sand ein Papageienfisch pro Jahr ausscheidet. Nach mehreren Durchgängen Schätz mal! möchte man sich selbst den Titel “Dr. der Fäka-, Popo- und Pipiologie” verleihen. Übrigens hat man eine Seite vorher schon gelernt, dass ein Wombat bis zu drei Tage braucht, um seine Nahrung zu verdauen. Spannend, dass sie dennoch bis zu 100 Kotwürfel des Nachts produzieren.

Schätz mal! ist einfach unnützes Wissen für die nächste Firmenfeier

Schätz mal! zieht seinen Spielspaß natürlich aus den Fragen, die sich häufig dem Alltagswissen entziehen, aber dennoch über mehrere Ecken beantwortet werden wollen.

Die eigene Unwissenheit gepaart mit einer blühenden Phantasie erschafft lebhafte Gedankengänge, die nicht selten zu schadenfrohen Gelächter führen, weil sich irgendein Mitspieler wieder einmal zum Horst gemacht hat. Da werden die Zähne des Tyrannosaurus schon einmal zwei Meter lang, das Maul des Grönlandwals hat auf einmal die Breite eines Fußballfeldes und es braucht gar nur eine Handvoll armer, dehydrierter Mäuse, um einen Liter Mäusemilch zu produzieren.

Dass Fernsehen bildet, kann definitiv ausgeschlossen werden. Man ist häufig nicht wirklich viel schlauer als die Opfer der zahlreichen Reality-TV-Formate. Aber wenigstens brennt sich das Wissen um das Gewicht einer Bienenelfe und die Flügel-Spannweite des Andenkondors auf ewig in das Gedächtnis und warten nur darauf, als unnützes Wissen ebenso wie die zahlreichen Fakten über menschliche und tierische Exkremente bei der nächsten Firmenfeier zu den Canapes serviert zu werden. Auf der Arbeit will man schließlich im Gespräch bleiben.

Schätz mal! mit einem bunten Strauß an Themen

Aktuell liegt Schätz mal! in 15 verschiedenen Editionen vor, die sich von der obligatorischen “Classic Edition” mit Schätzfragen aus allen Genres über themengetriebene Produkte wie der Deutschland-Edition, der Fußball-Edition und natürlich auch der Filme und Serien sowie Musik-Edition erstrecken. Damit die Kleinen mitraten dürfen, gibt es auch eine Kids-Edition. Innerlich frohlockt der Sauhund, bei welchen Gelegenheiten man wen mit all diesem bunten Strauß an Schätzfragen zum Grübeln bringen kann.

Die Sache mit dem Internet funktioniert, obwohl es weiterhin Neuland ist, in den meisten Fällen sehr gut. Bei einigen Fragen muss man ein wenig Zeit investieren und einige Fragen bleiben leider sogar unbeantwortet. Das trübt den Spielspaß aber tatsächlich nicht.

Generationsübergreifendes Format mit liebevoller Recherchearbeit

Die mir vorliegenden Kladden kamen dabei in den letzten Wochen sowohl nachmittagsfüllend als auch als Appetizer und Nachschlag zum Spieleabend in verschiedenen Gruppen auf den Tisch. Meine Schwester hat damit sogar erfolgreich die Bewohner an ihrer Arbeitsstätte, einem Altenheim, bespaßt, wobei sich gerade diese Spieleklientel als äußerst diskussionswütig entpuppt hat.

Aber auch in fast allen anderen Gruppen wurde die Kommunikation sowohl vor als auch nach Ergebnisverkündung hochgefahren. Nebenbei erfährt man bei den Schätzungen in den jeweiligen Gebieten interessante Fakten. Das Spiel bildet. Daher klare Empfehlung für dieses Format, bei dem sicherlich eine Menge Zeit und Liebe in die Recherchearbeit geflossen sind.

Übrigens kackt ein Elefant bis zu 16 Mal am Tag und scheidet hierbei 50 Kilogramm Kot aus, während der Grottenolm, ein europäischer Schwanzlurch, bis zu 12 Jahre ohne Nahrung auskommt. Gehet hinaus und verbreitet die frohe Kunde!