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Wer hat Mr. Reed getötet?

Wer hat Mr. Reed getötet: Ausschnitt, Foto von Hidden Games

Der Hype um Krimi- und Escapespiele ist auch im siebten Jahr nach der Auszeichnung der EXIT-Reihe zum Spiel des Jahres ungebrochen. Immer mehr Titel drängen auf den bereits sehr gesättigten Markt. Die Tatort-Reihe von Hidden Games zählt seit dem ersten Fall aus dem Jahr 2019 zu den herausragenden Vertretern des Genres und umfasst inzwischen neun Titel.blank

Auf dieser Reihe ruht man sich dort aber auch nicht aus. Bereits im letzten Jahr hat man mit Unter Verdacht ein neues, sehr komprimiertes Spielkonzept veröffentlicht, das acht kurzweilige Fälle umfasst.

In diesem Jahr gibt es nun wieder etwas Neues. Neben zwei neuen Fällen der Tatort-Reihe, die um die SPIEL 2024 herum erscheinen sollen, wurde bereits im Sommer Wer hat Mr. Reed getötet? veröffentlicht.

Umfangreiches Spielmaterial

Wer hat Mr. Reed getötet: Karten im Spiel, Foto von Wilde Zockerei

Das als „Krimi-Brettspiel“ angepriesene Wer hat Mr. Reed getötet? kommt in der klassischen Boxform der Tatort-Spiele. Nimmt man es in die Hand, spürt man schnell das um ein Vielfaches höhere Gewicht der Box. Neben dem werbewirksam einsetzbaren Spielbrett (Stadtplan) gibt es mehrere Stanzbögen mit Audiomarkern und Overlays für das Spielbrett sowie Ereigniskarten und Verdächtigenkärtchen. Zur besseren Übersicht sind außerdem ein Verdächtigenposter, das man nach und nach selbst füllt sowie ein Notizblatt für die Audiodateien und Fallfragen enthalten. Eine Anleitung darf natürlich auch nicht fehlen.

Wer hat Mr. Reed getötet? = MicroMacro trifft echoes?

Die Anleitung für Wer hat Mr. Reed getötet? ist, wie man es von Krimispielen kennt, sehr knapp. Der Aufbau und Ablauf der einzelnen Episoden sind immer gleich.

Zuerst bereitet man alle für die Episode notwendigen Komponenten vor. Auf dem Stadtplan verändern sich mit der Zeit Dinge und so gibt es in jeder Episode Overlays, die den Wandel der Stadt darstellen. Anschließend legt man alle Ereigniskarten und Verdächtigenbilder der aktuellen Episode bereit. Die entsprechenden Audiomarker kommen neben den Stadtplan.

Wer hat Mr. Reed getötet: Ausschnitt der Karte, Foto von Hidden Games

Das Wichtigste am Anfang jeder Episode ist, sich einen Überblick über die relevanten Fragen zu verschaffen. Anschließend lauscht man den Audios im Hörspiel-Player (Internetverbindung erforderlich) und sichtet die Ereigniskarten. Aus allen Infos leitet man in der Gruppe nun die Antworten auf die Fragen her. Die Auflösung kann man sich dann im Hörspiel-Player vorlesen lassen. Am Ende der siebten Episode steht dann die alles entscheidende Frage nach dem Mörder von Mr. Reed.

Wie viel Brettspiel bietet der Krimi?

Die „harten Fakten“ auf der Spielschachtel können wir weitestgehend bestätigen. Zu zweit haben wir das Rätsel um das Ableben von Mr. Reed in gut drei Stunden lösen können. Mit mehr Personen dürfte die Spielzeit entsprechend höher liegen, wobei hier eigentlich bei vier Personen nicht Schluss sein muss. Da der Großteil der Informationen in den Audios enthalten ist und die wenigen Ereigniskarten schnell herumgereicht sind, kann ich mir das Spiel mit 5 oder 6 Personen besser vorstellen als die Tatort-Spiele von Hidden Games, die diese Personenzahl erlauben.

Wer hat Mr. Reed getötet: das Storybook, Foto von Wilde Zockerei

Zwischen den einzelnen Episoden lassen sich problemlos Pausen einlegen. Da die Story teils aber auch Bezug auf vorherige Episoden nehmen, sollte man hier gegebenenfalls die Erinnerung noch einmal auffrischen, bevor man weiter ermittelt.

Durch das Thema ist auch das angegebene Alter nachvollziehbar, wobei die Schwierigkeit der Ermittlungstätigkeit dieses nicht rechtfertigt. In jeder Episode hatten wir bei mehr als einer der Fallfragen bzw. deren Auflösungen nicht das Gefühl, uns die Antwort verdient zu haben.

Inspektor Lestrade bräuchte keinen Sherlock Holmes

Die Antworten springen einem häufig so offensichtlich ins Auge, dass man sich immer wieder fragt, ob es das wirklich schon gewesen ist für die entsprechende Frage. Leider ist es wirklich so, dass viele Lösungen ganz offen schwarz auf weiß abzulesen sind, ohne eine Eigenleistung der Spielenden zu fordern.

Wer hat Mr. Reed getötet: Karten, Foto von Hidden Games

Die wenigsten Dinge müssen wirklich hergeleitet werden. Wenn dies gefordert war, bereitete die Aufschlüsselung der Geheimnisse keine Probleme. Der Anspruch an die grauen Zellen der Ermittelnden war für uns enttäuschend niedrig.

Anders sieht es bei der Story aus. Diese ist sehr solide und kann mit ein paar überraschenden Wendungen aufwarten, die gut über die gesamte Spieldauer verteilt sind. Die finale Auflösung leidet aber wieder unter der Offensichtlichkeit der richtigen Antwort.

Man hätte die Episoden von Wer hat Mr. Reed getötet? noch besser zusammenfassen können, sodass es nur vier oder fünf gibt. Bei manchen der kurzen Episoden waren wir genau so lange mit dem „Umbau“ beschäftigt, wie mit der eigentlichen Episode.

Das physische Spielmaterial fühlt sich gut an. Auch wenn man selbst das Spiel nur einmal spielen kann, muss man sich hier nicht schlecht fühlen, wenn man es weitergibt. Dank der sehr guten Qualität des Materials ist das Spiel auf jeden Fall langlebig und kann viele Krimifans unterhalten.

Leider sind die Audios extrem unterschiedlich in ihrer Lautstärke. Die Audiomarker konnten wir problemlos bei einer niedrigen bis mittleren Lautstärkeeinstellung verstehen. Für die Episodenauflösungen hingen wir dann aber selbst bei voller Lautstärke mit den Ohren direkt am Lautsprecher.

Wer hat Mr. Reed getötet: Material und Schachtel, Foto von Hidden Games Auch die Nutzung des Spielbretts und der Overlays fiel eher unbefriedigend aus. Bei einem „Krimi-Brettspiel“ kann man erwarten, dass mehr auf dem Spielbrett passiert und viel mehr wichtige Hinweise dort zu finden sind. Da man den größten Teil der Spielzeit den Audios zuhört, wäre die Bezeichnung „Hörspiel-Krimi“ wohl deutlich passender.

Insgesamt zielt Wer hat Mr. Reed getötet? wohl eher auf Krimispiel-Anfänger und Personen, die vor allem eine Geschichte erleben wollen, ab. Wer mit diesem Genre vertraut ist und wirklich ermitteln und knobeln möchte, sollte lieber zu einem anderen Titel greifen.

Infos zu Wer hat Mr. Reed getötet?

  • Titel: Wer hat Mr. Reed getötet?
  • Verlag: Hidden Games
  • Spieleranzahl (von bis): 1-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 14
  • Dauer in Minuten: 180-240
  • Jahrgang: 2024

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