Super Goal

Anlaufen, zielen, austricksen und schießen! Super Goal! Das könnte sinnbildlich für ein cooles Fußballbrettspiel stehen. Und so probiert es der Verlag Creativa Mente mit einem kleinen Gesellschaftsspiel in einer ebenso kleinen Blechschachtel, das aber dennoch im Duell für Spaß sorgen kann.

Rezensionsfazit vorab: Darum macht Super Goal als „Fußballbrettspiel“ Spaß

Obwohl einige Details richtig nerven, macht Super Goal letztlich Spaß! Das Kalkulieren des Risikos, das Hoffen auf den richtigen Würfelwurf und kleine Kabinettstückchen sind das A und O. Dazu gesellen sich die Freude über Torschüsse, die wie an der Schnur gezogen nicht haltbar sind – oder über eine Glanzparade des Keepers.

Wären da nicht die kleinen Ärgernisse, wäre Super Goal eine fantastische Umsetzung des beliebten Sports.

Die Regeln im Detail: So funktioniert Super Goal

Super Goal ist ein italienisches Spiel. Es stammt von Emanule Passi, Marco Ippolito und Stefano Giachi. Also nichts mit Traumfußball, denn bekanntermaßen gilt in Italien der Catenaccio als gängiges Mittel, dem Gegner die Lust am Angreifen zu nehmen.

In der Blechschachtel liegen ein kleiner bedruckter Filzplan, eine Ballfigur und ein paar Würfel. Drei Würfel sind für das angreifende Team. Einer bietet Ergebnisse auf Nummer sicher, der nächste enthält als Ergebnis weitere Pässe, aber auch mehr Risiko. Noch riskanter ist der dritte Würfel, bei dem coole Pässe, aber auch mehr Ballverluste möglich sind.

Ein Verteidigerwürfel bietet für die Gegenseite Optionen, wenn ein Pass mal fehlschlägt. Ein Torwartwürfel wird zur Klärung von Torszenen herangezogen, ein Elfmeterwürfel für Strafstöße und ein Sonderwürfel entscheidet über Meisterschüsse. Soweit schon interessant. Denn zu jeder Wahl eines Würfels sind eben sechs potenzielle Ergebnisse möglich. Das scheint kalkulierbar.

Das Problem: Fußball ist an sich ein einfacher Sport

Ich könnte nun Fußballweisheiten zitieren oder die großen Trainer der Welt zu Wort kommen lassen. Aber fest steht: Bei einer Sportumsetzung auf das Spielbrett muss man reduzieren und abstrahieren. Nun ist Fußball an sich ein einfacher Sport. Die meisten Regeln klären nur Streitfragen. Erst kickt man, dann kommen Regeln.

Bei Super Goal ist das leider anders. Die Anleitung ist konfus aufgebaut, erläutert Details viel zu episch und verschachtelt den Ablauf immer wieder unnötig.

Folge: Die einfachen Grundmechanismen werden erst spät im Text deutlich erläutert. Eine unnötige Einstiegshürde. Dabei gilt ganz simpel: Würfel wählen, passen, Würfel wählen passen oder schießen oder einen Ballverlust hinnehmen. Auch Torschüsse sind klar. Würfeln, schauen, ärgern oder freuen.

Handling der Würfel ist umständlich

Leider ist ein Detail besonders ärgerlich: Einige Würfelfarben sind extrem schwer zu unterscheiden.

Das führt immer mal wieder zu Fehlgriffen beim Passen. Nun kommt aber der Klopfer: Die Würfelseiten zeigen Pfeile und Zahlen. Damit geht es in Pfeilrichtung einige Felder nach vorn oder auch mal zurück. Dummerweise ist zunächst überhaupt nicht erkennbar, wohin die Pfeile eigentlich weisen. Dazu muss man sie erst umständlich am Spielfeldrand ausrichten. Das ist Gewöhnungssache, macht den Ablauf aber etwas nervig.

Traumpässe oder Rumpelfußball?

Aber im Prinzip funktioniert Super Goal so: Wer den Ball erobert, entscheidet sich für einen der drei Richtungswürfel und wirft diesen. Das Ergebnis zeigt an, in welche Richtung und wie weit der Ball fliegt. Je nach Symbol geht das weiter oder die Gegenseite kann den Ball erobern und bereitet seinerseits einen Angriff vor. Kommt der Ball in Strafraumnähe sind Schüsse aufs Tor möglich, die wiederum zu Torwartaktionen führen können. Auch Elfer oder mit etwas Erfahrung Meisterschüsse sind möglich. Wäre das alles so einfach bloß auch in der Anleitung formuliert …

Zeitdruck auf dem Platz

Ein Spiel dauert übrigens 90 Minuten. Klar, weiß jeder. Bei Super Goal lassen beide Personen Ihr Team über zwei Halbzeiten gegeneinander antreten – auch auf Zeit! Aber eine Halbzeit dauert nur 7,5 Minuten, die Partie also 15 Minuten. Anfangs wirkt das nicht so, aber der Zeitdruck beeinflusst die Taktik wunderbar. Wer zurückliegt, muss Tore schießen und geht ein höheres Risiko.

Bis zum Schlusspfiff geht es hin und her

Ist das System des Trainers erst einmal verinnerlicht, hat der Schiri die Regelfragen geklärt, ertönt der Pfiff und es geht los. Ein munteres Kurzpassspiel hier, ein Steilpass dort, ein stokeliger Pass danach. Ein Bein dazwischen, eine Blutgrätsche ausgepackt … Aber irgendwann kommt eine Torchance und dann zieht man durch. Der Würfel fällt. Jubel über den gelungenen Schuss oder Ärger, das Tor verfehlt zu haben. Hat der Keeper keine Chance, klingelt es im Kasten. Tooooor! Suuuuuuper Gooooooooooooooaaaaaal!

Ein ordentliches Spiel für ein ordentliches Match

Das macht Spaß! Zwar nerven die kleinen und vor allem vermeidbaren Unzulänglichkeiten, aber irgendwie sind die eigenen Kickerqualitäten gefordert. Der Ehrgeiz packt einen, Taktiktafel raus, Pässe planen, und das gegnerische Team austricksen.

Blöd nur, dass es am Ende eben – ein Stück weit kalkuliertes – Glück ist, auf welche Seite der Würfel fällt. So hadern beide bei diesem Spiel für 2 Personen mit dem Platz, dem Wetter oder einfach nur mit dem eigenen Können. Emotionen inklusive.

Super Goal ist ein kleines, feines, aber nicht perfektes Fußballbrettspiel. Besser als vieles andere, aber auch nicht so gut wie StreetSoccer von Cwali oder so planbar wie ein Tipp-Kick-Match. Vielleicht zu wenig perfekt für Genießer, aber gut genug, um das Reisespiel zwischendurch auszupacken und mal eben einen auszuspielen – bis der Schiri pfeift!