Sky Team

Es war der Beginn der Sommerferien. Ich hatte einen blauen Brief der Schule überstanden. Dann saß ich mit meinen Eltern im Flieger nach Teneriffa und hatte diesen Song von Reinhard Mey im Kopf: „Über den Wolken“ (… muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen. Sagt man. Liegen darunter verborgen …). So saß ich an meinem Fensterplatz und blickte von oben auf die Wolken. Vorne im Cockpit saß das Sky Team und bereitete sich auf die Landung vor. Das ist die Vorgeschichte der Rezension. Denn …

Sky Team – ein Must-have?

Vielleicht ließ mich deswegen der Rummel um das Flugsimulationsspiel Sky Team von Luc Rémond aufhorchen. Ein Zwei-Personen-Spiel, bei dem beide gemeinsam ein Flugzeug landen sollen. Sogar mein Spieledealer war überzeugt davon, wie ich in meinem Ersteindruck zu Sky Team schon schrieb. Er nannte es ein Must-have!

Was für mich anfangs persönlich nicht so prickelnd war: Man muss vorher das Cockpit zusammengebasteln. Basteln heißt in diesem Fall, doppelseitige Aufkleber sind auf markierte Flächen zu kleben, damit die Innenseiten mit den Klappen des Cockpits verbunden sind. Ist dies geschehen, steht einer Landung nichts mehr im Wege.

So funktioniert Sky Team

Nebeneinander sitzen beide nun vor den Armaturen des Cockpits auf 6.000 Fuß virtueller Höhe. Es stellt sich tatsächlich so etwas wie ein Sky-Team-Feeling-Ding ein. Linke Seite bedient das Fahrwerk und Bremsen. Rechte Seite bedient die Landeklappen. Zusammen halten beide das Flugzeug auf Kurs und kümmern sich gemeinsam um die Triebwerke.

Dann gibt es ein paar Funksprüche an den Tower, um den Luftraum von den nervigen Flugzeuge der Billigairlines zu befreien. Wenn jetzt noch jemand Kaffee kocht, perfekt! Zack, und schon ist die Landung gelungen. Die Passagiere klatschen zum Dank im Takt (natürlich von „Über den Wolken“). Yeah!

Die Feinheiten während der Partie

Okay, jetzt noch mal in langsam. Da sind nämlich diese vier Würfel (W6). Beide Spieler haben einen Satz. Mit diesen vier Würfeln muss jeder seine Aufgaben erledigen. Wovon zwei Aktionen (Kurs und Schub) schon die gemeinsamen Pflichtaufgaben sind. Ups! Deswegen wird vor dem Würfeln gequatscht, was denn in der Runde so anliegt. „Du machst das, ich mache das …“.

Nach dem Würfeln (hinter dem eigenen Sichtschirm), ist es aber vorbei mit Absprachen. Reden verboten. Es wird nur noch in der Form kommuniziert, dass beide die gewählten Würfel auf die Ablageflächen legen. Das ist übrigens verdammt schwierig durchzuhalten, wenn man sich einen Scheiß zusammengewürfelt hat. Ich kann aber versichern, es klappt (sehr oft).

Kaffee als Würfelmodifikator

Hinterher wird gerne diskutiert. „Warum hast du nicht …“ „Ja, vielleicht weil die Würfel es nicht hergegeben haben!?“ Dafür ist übrigens der Kaffee gut. Also, der im Spiel. Denn der erlaubt es, die Würfelzahl zu verändern. Aber Kaffee muss auch erst gekocht werden. Jetzt noch einmal zur Erinnerung: Wir sind ja in der Luft. Das macht sich derweil wie folgt bemerkbar: Pro Runde sinkt die Maschine automatisch um 1.000 Fuß. Die Zeit ist knapp, selbst für einen schnellen Kaffee, denn irgendwann muss die Maschine ja möglichst sanft aufsetzen …

Die Siegbedingung verlangt Zusammenarbeit

Wenn nach dem Aufsetzen keine Flugzeuge mehr in Sicht sind, wenn alle Fahrwerke und Landeklappen ausgefahren sind, wenn der Vogel in der waagerechten ist, wenn die Geschwindigkeit kleiner als der Wert der Bremse ist, dann … Und nur dann …! Dann hat das Team gewonnen. Selbst wenn das nach einer eher holprigen Landung der Fall sein sollte, liegen sich beide auch schon mal jubelnd in den Armen!

Der prickelnde Spaß in der Luft

Aber das ist noch nicht alles. Wenn das Team bereit ist, warten zahlreiche neue Herausforderungen. Jeder Flughafen hat nämlich seine Eigenheiten. Wind, Eis, Kerosin und Praktikanten sind die Schikanen der Lüfte. An dieser Stelle aber: Ende und Aus!

Und doch kommt es nicht immer gut an

Als Sky Team für das Spiel des Jahres 2024 nominiert war, stellte sich bei mir so ein Gefühl ein: Das „muss“ jetzt das Spiel des Jahres werden. Aber es ist ein Zwei-Personen-Spiel. Also eher nicht? Syk Team ist das Spiel des Jahres 2024 geworden! Aber wie es so ist. Meine beiden Experten, die für mich Zwei-Personen-Spiele ausprobieren, waren so mittelbegeistert. „Nicht angetoucht“, lautete das Resümee. Auch ein Spiel des Jahres muss nicht immer gut ankommen.

Für mich sind aber die positiven (auch schon bekannten) Spielreize und Mechanismen in diesem Spiel gut vereint worden. Selbst jüngere, spielerfahrende Kinder unter 12 Jahren spielen schon gerne mit. Zudem hat sich der Autor Luc Rémond intensiv mit dem Thema Luftfahrt beschäftigt und daraus ein sehr atmosphärisches kooperatives Spiel gemacht. Das passt alles, und für mich können weitere Landeversuche gern kommen.