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Port Royal: Das Würfelspiel

Port Royal - Das Würfelspiel - Ausschnitt der Titelillustration - Foto Pegasus Spiele

Ahoi! Leinen los für ein neues Port Royal. Eines, bei dem wir von Insel zu Insel navigieren – mit Würfeln statt Karten. Die „Verwürfelung“, wie es auf dem Backcover der Schachtel heißt, stammt wieder von Alexander Pfister. Pegasus bringt Port Royal: Das Würfelspiel wie schon das Original – zurecht – mit der Markierung „Familie“ auf den Markt.blank

Mit seinem Push-Your-Luck-Mechanismus und den beidseitig funktionalen Karten ist das preisgekrönte Port Royal fast schon ein moderner Klassiker. Aber entfaltet es auch mit Würfeln seinen Spielreiz?

Push Your Luck bei Port Royal: kurze Spielübersicht

Eins ist klar: Port Royal wäre nicht Port Royal, wenn es nicht den spätestens seit Can’t Stop bekannten Can’t-Stop– bzw. Push-Your-Luck-Mechanismus verwenden würde. Wage ich einen weiteren Wurf? Riskiere ich alles oder nehme ich lieber das, was ich schon habe – auch wenn das nicht ideal ist?

Auch bei Port Royal: Das Würfelspiel bleibt das ständige Abwägen zwischen dem sprichwörtlichen Spatz in der Hand und der Taube auf dem Dach Herzstück.

Würfel und Holzschiffe statt Karten

Umgesetzt ist das diesmal aber als Roll & Write. Mit zwei Sonderwürfeln erwürfle ich farbige Segelboote (ähnlich den Schiffskarten im Kartenspiel) und Steuerräder, die ich als kleine Holzteile auf ein tabellenartiges Tableau lege (gemäß Farbe und Buchstabe). Taucht ein zweites Schiff einer Farbe auf, habe ich mich verzockt und mein Zug endet direkt. So weit, so bekannt. Bei den Steuerrädern ist es etwas anders, die kommen einfach wieder aus dem Spiel, wenn ich sie noch mal würfeln sollte.

Gemäß der Tabelle mit den Holzteilen darf ich anschließend eine bestimmte Anzahl Kreuze auf mein Blatt setzen. Je mehr Holzteile ich erwürfelt habe, desto lukrativer ist das Ganze. Die Mitspielenden dürfen sich aus dem, was übrigbleibt, dann auch noch etwas aussuchen (ähnlich wie im Kartenspiel).

Land in Sicht!

Port Royal - Das Würfelspiel - die Steuerräder auf dem Brett - Foto Pegasus Spiele

Per Stift schippere ich Kreuz für Kreuz durch das karibische Meer. Habe ich den Seeweg zu einer Insel zurückgelegt und sie komplett mit Kreuzen gefüllt, bekomme ich ein neues Crewmitglied. Und wie von Port Royal gewohnt bringen diese Siegpunkte und Sonderfähigkeiten mit. Zum Beispiel der schon beim Kartenspiel beliebte Witzbold, der einen „Trostpreis“ bringt, wenn ich sonst leer ausgehen würde.

Das Spiel endet, wenn die oder der Erste 20 Siegpunkte erreicht hat. Oder wenn jemand einen „Sudden Death“ erreicht. Dazu muss ich abhängig von meiner Position auf der Siegpunktleiste eine bestimmte Anzahl an Holzteilen erwürfeln, ohne Schiffe zu doppeln.

Auf zu neuen Ufern mit der Würfelversion von Port Royal

Kann ich beim Kartenspiel problemlos schon beim ersten guten Fang zuschlagen, verhält sich das beim Roll & Write etwas anders: Habe ich nur ein oder zwei Holzteile auf dem Tableau, bezahle ich dafür nämlich mit Totenköpfen. Die muss ich auf meinem Blatt ankreuzen und bekomme nach und nach Minuspunkte dafür. Das bringt Schwung ins Spiel, denn „auf Nummer Sicher gehen“ ist dadurch keine wirkliche Option. Zumindest drei Würfelwürfe sollte ich also durchstehen. Dafür bekomme ich aber auch eine Belohnung, wenn ich besonders viele Holzteile schaffe. Dann darf ich mehrere Holzteile nehmen und die entsprechenden Kreuze setzen. Push Your Luck eben – durch die Würfel noch etwas glückslastiger.

En garde! Schwerter helfen gegen Fehlwürfe

Gut, dass ich mich gegen Fehlwürfe wehren kann. Wer Port Royal kennt, weiß natürlich, dass man doppelte Schiffe mit Schwertern „blocken“ kann. Dafür brauche ich die Schwertersumme beider Würfel. Je höherwertig der Eintrag in die Tabelle wäre, desto teurer wird das Ganze. Neben Matrosen und Piraten in meiner Crew helfen auch die entsprechenden Steuerräder.

Im Roll & Write braucht das Blocken oft viel Kampfstärke. Trotzdem kann es wie im Kartenspiel eine Taktik (von vielen) sein, auf Schwerter zu setzen.

Auf Kurs gehen: Was hat es mit den Steuerrädern auf sich?

Die Steuerräder gibt es in verschiedenen Farben und Funktionen. Nehme ich eines vom Tableau, darf ich auf meinem Blatt das entsprechende Feld einkreisen und es später im Spiel einsetzen (durchstreichen). Die meisten bringen Einmaleffekte, oft angelehnt an die Fähigkeiten von Crewmitgliedern: z.B. einmalige Schwerter oder eine Zusatzkreuzmöglichkeit, die einem Admiral entspricht. Mit einem blauen Steuerrad kann ich aber auch noch mal würfeln (ohne zu blocken) oder mit einem grünen Siegpunkte einsammeln. Teils braucht es auch ein Steuerrad, um auf dem Seeweg zu den Inseln ein Kreuz an einer bestimmten Stelle setzen zu dürfen.

Durch die Steuerräder und weitere Effekte kann ich die Anzahl meiner erwürfelten Kreuze deutlich erhöhen.

Die Kunst beim Port Royal Roll & Write ist es, möglichst viele Vorteile zu kombinieren und zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen.

Segel setzen bei der Regatta zu Port Royal

Spannend wird es durch das Wettrenn-Feeling, das sich längst nicht nur auf die Siegpunktleiste beschränkt. Auch auf den Seekarten (= den Spielblättern) liefere ich mir immer wieder eine rasante Regatta mit meinen Mitspielenden. Wer segelt am schnellsten, wer erreicht als Erstes den Piratenschatz? Wer erfüllt den Auftrag? Auf den Inseln warten zwar Crewmitglieder für alle, aber andere Dinge wie Schatztruhen gibt es nur einmal.

Der Push-Your-Luck-Mechanismus bekommt einen etwas anderen Dreh, denn das Spiel fordert und fördert das risikoreichere Spielen. Nicht nur die schon erwähnte Totenkopf-Strafe bei zu wenig Holzteilen, sondern auch weitere Elemente (z.B. die oft wenigen Schwerter im Vergleich zur möglichen Kampfstärke der Schiffe, Sudden Death und Co) verhindern das Nummer-Sicher-Prinzip ein Stück weit oder behindern es zumindest. Natürlich kann ich trotzdem selbst meine Komfortzone festlegen, aber schon nach dem ersten Würfelwurf aufzuhören, macht hier wenig Sinn. Nicht zuletzt kann der Sudden Death alles auf den Kopf stellen. Das kam zwar in unseren Testrunden eher selten vor, wenn es aber der Fall ist, schlagen die Wellen am Spieltisch hoch. Das Roll & Write bietet hier die Chance, auch abgeschlagen noch aufzuholen, was den Ausgang unvorhersehbarer macht. Überraschungen inklusive!

Und sonst so …

Das alles macht Port Royal: Das Würfelspiel zum gehobenen Familienspiel. Die Anleitung ist übersichtlich und lässt keine Fragen offen, es dauert aber ein bisschen, bis man neuen Mitspielenden alles erklärt hat. In vier Kapiteln steigert sich der Schwierigkeitsgrad nach und nach.

Redaktionelles Manko sind die Schwerterzahlen auf den Würfeln. Die sind so groß, dass man sie immer wieder mit den eigentlichen Angaben für das Tableau (Buchstaben) durcheinanderbringt – zumal ja auch das Tableau selbst die Zahlen listet, damit die Kampfstärke ersichtlich ist. Ansonsten ist das Material aber sehr schön und hochwertig. Die beiliegenden Filzstifte sind auf den Spielblättern gut sichtbar (Bleistifte dagegen leider überhaupt nicht). Besonders positiv fallen die filigran geschnitzten Holzteile auf. Im Zusammenspiel mit den gelungen illustrierten Seekarten entsteht eine schöne Atmosphäre. Natürlich hat ein Roll & Write keine so starke Tischpräsenz wie z.B. Aeolos, um mal bei den Segelspielen zu bleiben, trotzdem fühlt man sich ein bisschen in diese Insel-Meeres-Karibikwelt versetzt.

Wie viele Spielbegeisterte durchsegeln die Inselwelt von Port Royal?

Insgesamt fühlt sich dieses neue Port Royal irgendwie nach einem „größeren“ Spiel an als das Kartenspiel.

Und es spielt sich mit kleiner Besatzung genauso fluffig leicht und fast genauso schnell wie das Original. In größeren Runden kann es sich allerdings etwas ziehen.

Insbesondere mit Grüblern am Tisch und in den höheren Kapiteln kann es dann sogar sein, dass man schon gar nicht mehr weiß, wer als Nächstes mit Würfeln an der Reihe ist, bis endlich alle ihre Wahl bei den Holzteilen getroffen und ihre Kreuze gesetzt haben. Spielen aber alle zügig und entscheidungsfreudig, ist das Spiel in den vom Verlag veranschlagten bis zu 50 Minuten machbar. Besonders gut spielt es sich zu zweit, dann gibt es auch kaum Downtime.

Fazit: Leinen los für Port Royal als Würfelspiel Port Royal - Das Würfelspiel - Schahctel des Roll & Write - Foto Pegasus Spiele

In kleineren und/oder schnelleren Runden fühlt sich Port Royal: Das Würfelspiel sehr leicht und stimmig an. Durch die Würfel ist das Glückselement etwas größer als beim Kartenspiel, zugleich bietet es viele Anreize, zumindest ein gewisses Risiko einzugehen, und hält gerade beim Sudden Death auch Überraschungen bereit. Dadurch kommt (noch mehr) Dynamik ins Spiel. Einzig sehr große oder grübellastige Runden sind weniger empfehlenswert.

Ansonsten ist das Roll & Write eine gelungene Übersetzung ins Würfelgenre mit der richtigen Mischung aus vertrauten Spielelementen und neuen Aspekten. Das Schöne bei all dem: Karten- und Würfelversion schließen sich nicht aus, sondern kommen beide immer wieder auf den Tisch – ganz ohne Wiederholungsgefühl, je nach Runde und Stimmung. Da kann man nur sagen: Würfel … äh … Leinen los!

Infos zu Port Royal: Das Würfelspiel

  • Titel: Port Royal. Das Würfelspiel
  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor: Alexander Pfister
  • Spieleranzahl (von bis): 2-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 20-50
  • Jahrgang: 2023

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