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Reich der Spiele >> Rezension >> Harmonies

Harmonies

Harmonies: Ausschnitt des Covers; Foto von Asmodee

Harmonies, der Name ist Programm. Im neuen Augenschmaus von Spieldesigner Johan Benvenuto (u. a. Secret Identity) aus dem Haus Libellud erschaffen bis zu 4 Spieler Naturlandschaften, damit sich dort einträchtig verschiedene Tierarten ansiedeln. In diesen Landschaften können u. a. Löwen, Störche und Waschbären glücklich und ungefährdet miteinander leben. Wie in einem Disneyfilm, in dem nicht gesungen und getanzt wird. Und in dem keine Bösewichte ihre Konflikte in die heile Welt bringen. Wie gesagt, der Name ist Programm: Harmonie pur.blank

Harmonies: abstrakte Puzzlei mit Naturthema

Mechanisch ist das Ganze erneut trotz Thema ein abstraktes Puzzlespiel, bei dem jeder bunte Holzscheiben möglich punkteträchtig auf seinem 23 Felder umfassenden Playboard neben- und übereinander legt. Die Landschaften setzen sich dabei aus sechs verschiedenen Farben zusammen.

Mindestens zwei gelbe Holzscheiben bilden bspw. ein Feld, welches am Spielende fünf Punkte gibt. Berge setzen sich aus grauen Holzscheiben zusammen, die bis zu drei Ebenen hoch sein dürfen und je nach Höhe mehr Punkte bringen. Gleichzeitig wird ein Berg nur gewertet, wenn er an einen anderen Berg grenzt. Beim Fluss hingegen schlängeln sich klassisch blaue Holzscheiben durch die Landschaft und hier gilt: Je länger, desto mehr Punkte gibt es zum Schluss. Daneben gibt es noch Gebäude (in Rot + Grau, Rot oder Braun) und Bäume (in Braun und Grün).

Harmonies: Kartendesign; Foto von Asmodee

Tiere werden durch kleine Farbwürfel dargestellt, die man nur in die Landschaft legen kann, wenn gewisse Muster aus Holzscheiben vorliegen. Eine Ente benötigt bspw. immer ein Gebäude und ein Stück Fluss. Ein Eichhörnchen benötigt einen großen Baum (zwei braune und eine grüne Scheibe) und ein Gebäude. Der Steinbock fühlt sich nur bei einem mittleren und einem großen Berg zuhause. Die Holzscheiben liegen dabei zuerst in einer fünf Felder umfassenden Auslage, wobei auf jedem Feld drei Holzscheiben liegen.

Simpler Spielablauf, knifflige Entscheidungen bei Harmonies

Der Spielablauf von Harmonies ist simpel. Man muss aus der Auslage die Scheiben von einem Feld nehmen und auf seinem Playerboard ablegen. Außerdem darf man eine von fünf offen ausliegenden Tierkarten nehmen und an sein Playerboard anlegen. Anschließend platziert man die erforderliche Anzahl an Tierwürfeln auf die Tierkarte. Hierbei kann man maximal vier Tierkarten an sein Playerboard anlegen. Erfüllt man auf seinem Playerboard die Bedingungen zum Platzieren von Tierwürfeln, legt man diese auf die entsprechenden Holzscheiben.

Die Partie endet, wenn die gemeinsame Auslage nicht mehr aufgefüllt werden kann oder auf einem Playerboard nur noch zwei oder weniger Felder unbesetzt sind. Dann zählt man die Punkte zusammen, die man über die Landschaft auf seinem Playerboard erhält und die Punkte, die man auf seinen Tierkarten freigeschaltet hat. Es gewinnt wie immer der Spieler mit den meisten Punkten.

Harmonies: Hype um ein Wohlfühlspiel

Harmonies: Landschaftstableau; Foto von Asmodee

Um Harmonies hatte sich zur Veröffentlichung schnell ein Hype gebildet, der ausnahmsweise aber nicht schnell abflaute und dann Ernüchterung wich. In der Brettspielszene wurde das Spiel ebenso schnell und flächendeckend auch als Kandidat für das Spiel des Jahres genannt, obwohl die Nähe zu früheren Gewinnern wie Cascadia und Azul nicht zu leugnen ist. Objektiv gesehen ist es somit kein Blender, der durch seine farbenfrohe Optik mehr zu sein scheint, als er tatsächlich ist.

Allerdings ist Harmonies kein innovatives Spiel, was mit neuen Mechaniken und revolutionären Ideen glänzt, sondern ein Wohlfühlspiel, welches man ähnlich dem Feierabendbier nach getaner Abend zur Entspannung auf den Tisch bringt.

Wenig Unterschied macht es dabei, ob man im Solomodus blühende Landschaft erschafft oder mit anderen Spielern am Tisch um Holzscheiben und Tierkarten konkurriert. Letztendlich puzzelt jeder vor sich hin und nur selten wirft man dabei ein Auge auf die Aktionen der anderen Spieler. Auch wenn es möglich ist, durch den eigenen Zug und das Wegschnappen von Holzscheiben oder Tierkarten seinen Mitspielern in die Suppe zu spucken. Allerdings rächen sich solche Aktionen dadurch, dass man unnötigen Ballast in seine eigene Landschaft bringt. Das hat Harmonies mit einem Calico gemein, wo man auch auf begrenztem Platz das Maximum aus seinen Zügen zu holen versucht und ein falsches Plättchen den gesetzten Plan zum Scheitern bringt.

Harmonies ist ein Spiel für die breite Masse

Das Thema verliere ich persönlich bei Harmonies schnell aus den Augen. Ich baue keine Berge, Felder, Gebäude, Flüsse und Bäume, sondern ordne lediglich farbige Holzscheiben an und platziere durchsichtige Würfel darauf. Dabei hat der Autor sich große Mühe gegeben, aus diesen Mustern passende Landschaften für Tiere zu schaffen. Beim Spiel bleibt es aber abstrakt.

Entgegen der allgemeinen Lobhudeleien in der Szene kam es in meinen Runden auch nicht vor, dass irgendwer nach einer Partie Harmonies umgehend eine weitere Partie wollte.

Das Urteil war “nett”, aber nicht überschwänglich. Keiner war der Meinung, sich neben erwähnten Titeln wie Azul, Cascadia oder Calico auch noch ein Harmonies zwingend ins Regal packen zu müssen.

Harmonies: Spieleschachtel; Foto von Asmodee

Dass Harmonies trotzdem eine breite Masse anspricht und auch auf Boardgamegeek in den Bereichen Familie und Abstrakt kontinuierlich das Treppchen auf die vorderen Plätze erklimmt, geht dennoch in Ordnung. Das Material sieht toll aus, die Anleitung ist gut strukturiert und verständlich und das Spiel selbst ist innerhalb weniger Minuten begriffen. Dennoch bietet es genug Varianz, um nicht nach wenigen Partien auserzählt zu sein.

Und Libellud ist sich bewusst, damit erneut eine starke Marke geschaffen zu haben. Denn neben Dixit und Mysterium wird Harmonies schon als eigenes Universum auf der Website geführt. Es ist also davon auszugehen, dass hier noch einiges kommen wird. Persönlich bin ich mir aber wie bei Harmonies nicht sicher, ob ich dies zwingend brauche.

Infos zu Harmonies

  • Titel: Harmonies
  • Verlag: Libellud
  • Autor: Johan Benvenuto
  • Spieleranzahl (von bis): 1-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 30-45
  • Jahrgang: 2024
  • Video:
    YouTube

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