Einfach Genial 3D

Einfach Genial 3D ist ein Legespiel von Reiner Knizia für 1 – 4 Personen ab 8 Jahren. Erschienen ist es wie das Original Einfach Genial bei Kosmos. Sofort erinnerte ich mich an die mäßige Pappversion und das nicht besonders spannende Einfach Genial Kartenspiel. Ich befürchtete Schlimmstes. In dieser Rezension verrate ich, warum mich Einfach Genial 3D überrascht hat. Es ist nämlich das deutlich bessere Spiel und macht vor allem zu zweit großen Spaß.

Einfach Genial 3D – das durchdachte Material

Bevor ich ins Detail gehe, ein Blick auf das Material. Die Ablagebänke sind anders als in der Originalausgabe aus Pappe und müssen vor der ersten Partie zusammengesteckt werden. Allerdings sind sie robust und ausgeklügelt gestaltet, sodass sie wirklich halten.

Clever gestaltete Spielsteine

Sehr ansprechend sind die Plättchen selbst. Die entsprechen grob denen aus dem Original. Aber sie haben eine kleine Verbindung zwischen beiden Symbolen. Diese verhindert, dass zwei Plättchen direkt übereinander gestapelt werden können, was während der Partie äußerst hilfreich ist. Ein echt cleveres Design. Die Startsteine sind diesmal nicht aufgedruckt, sondern können vor jeder Partie aufs Neue in das Spielbrett geklickt werden.

Tolle Punktetafeln

Ebenfalls richtig toll: Die dicken Punktetafeln haben Vertiefungen für die – mir etwas zu kleinen Zählsteine. Dass die Felder auch minimal versetzt sind, können die Steine nicht verrutschen. Auch hier eine Top-Lösung.

Allein schon das Material überzeugt mich. Aber es kommt noch besser. Denn trotz meiner anfänglichen Skepsis entpuppt sich Einfach Genial 3D als erstklassige und aus meiner Sicht bessere Alternative zum Original.

Die Regeln von Einfach Genial 3D: Unterschiede zum Original

Bei den Regeln gibt es zunächst keinen Unterschied. Jedes Plättchen zeigt zwei Symbole. Insgesamt sind sechs Symbole vorhanden. Alle versuchen, reihum eins der fünf eigenen Plättchen anzulegen. Ausgehend vom Symbol zählen alle in gerader Linie angrenzenden gleichen Symbole einen Punkt. Sollte auf der eigenen Ablagebank kein Stein des derzeit schlechtesten eigenen Symbols liegen, darf man alle Steine tauschen.

Wer in einer Farbe, also einem Symbol, 18 oder (hier neu) 24 Punkte erreicht, kann einen weiteren Zug machen – aber vor dem Nachziehen. Am Ende vergleichen alle die Position ihres schlechtesten der sechs Wertungssteine. Wer mit diesem am weitesten gekommen ist, gewinnt bei Einfach Genial 3D. Soweit alles mehr oder weniger bekannt.

Der feine Unterschied: In die Höhe stapeln

Anders als beim Original dürfen bei dieser Ausgabe alle auch über bereits liegende Steine legen. Genau hier wird die Partie extrem spannend und entwickelt eine neue Dynamik. Klar, die Plättchen müssen passen, dürfen nicht überstehen, keine Lücken unter sich überbrücken und es dürfen keine zwei Steine direkt übereinander liegen (was durch das Design nicht klappt).

Das klingt alles so harmlos, dass ich anfangs dachte: Das kann nicht wirklich gut werden. Denkste! Genau dieser Unterschied hat es in sich.

Die dritte Dimension bringt ordentlich Pepp in die Partie

Das Stapeln der Steine bring das fast schon als modernen Klassiker zu bezeichnende Einfach Genial auf einen neuen Weg. Da das Spielbrett extrem reduziert ist, müssen alle auch nach oben bauen. Dadurch gibt es aber neue Überlegungen und Punkteoptionen.

• Es ist möglich, Symbole so auf bereits liegende Farbreihen zu legen, dass es dafür satt Punkte gibt. Es gibt dadurch deutlich mehr Chancen, Punkte zu machen.
• Es ist möglich, durch geschicktes Legen, der Konkurrenz Punkteoptionen durch Bau von Lücken wegzunehmen. Es gibt deutlich mehr Blockademöglichkeiten.
• Durch das Aufstocken der Ebenen lassen sich ebenfalls Punkteoptionen blockieren und zugleich Punkt einkassieren.
• Das Platzieren von Steinen bringt nicht nur Punkte und blockiert die Konkurrenz. Sondern es verhindert auch, dass andere ihren exakt über den eigenen Stein legen und so die gleichen Punkte kassieren können.

Mehr Spieltiefe auf knappem Raum

Bei einer Kantenlänge von nur 3 x 6 und 3 x 3 Feldern entpuppt sich schnell ein äußerst taktisches Spiel. Anders als beim Original bietet Einfach Genial 3D dabei durch den knappen Raum eine direktere Konfrontation und eine sehr viel stärkere Interaktion. Überlegen, punkten, ärgern, blockieren – all das ist deutlich ausgeprägter und führt zu spannenden und äußerst taktischen Überlegungen. Dennoch reichen diese immer nur einen oder zwei Züge weit, da die anderen Personen am Tisch die eigene Planung schnell durchkreuzen. So spielt sich Einfach Genial 3D locker und leicht, aber mit einer sehr angenehmen und durchaus fordernden Tiefe.

Die Wertung: Einfach Genial 3D ist ein Top-Spiel für Familien und Taktikfans

Die durch die dritte Dimension und dem verknappten Platz entstehenden neuen Möglichkeiten sind ein Genuss. Einfach Genial 3D ist ein erstklassiges Legespiel, das mehr als nur eine neue Facette in das Original bringt. Es verbessert den bekannten Ablauf und hebt das Niveau auf eine höhere Ebene.

Richtig gutes „Gatewayspiel“

Obwohl Einfach Genial 3D das anspruchsvollere Spiel ist, eignet es sich dennoch hervorragend für Neulinge und Familien. Zugleich lockt es auch „Profis“ an den Tisch und weckt im Solospiel den Ehrgeiz zur Punkteoptimierung. Anders als bei Spielen wie Pueblo oder Rumis hat das räumliche Verständnis keinen nennenswerten Einfluss auf den Ablauf. Das heißt: Es ist ein richtig gutes „Gatewayspiel“.

Nicht in jeder Besetzung top

Abschließend möchte ich in dieser Rezension noch auf die mögliche Anzahl der Spielenden eingehen. Die Solopartie funktioniert, ist aber auf Dauer ein Lückenfüller. Zu zweit macht es mir am meisten Spaß. Zu dritt und viert wird es schnell äußerst eng auf dem Brett und die eigenen Züge werden eher „aus der Not geboren“, als sich viele taktische Möglichkeiten bieten.

Ich empfehle es zu zweit und vielleicht zu dritt. Zu viert oder allein ist Einfach Genial 3D zwar gut, verliert aber etwas an Tiefe und Schwung. Insgesamt ändert das aber nichts an einer Top-Wertung für dieses bessere Einfach Genial.