Disney Lorcana: Die Luminari Chroniken – Gefahr aus der Tiefe

Mit Die Luminari Chroniken: Gefahr aus der Tiefe wird Disney Lorcana kooperativ bzw. erhält einen Solo-Modus. Somit werden sowohl Personen bedient, die gerne Disney Lorcana spielen, aber weder einen entsprechenden Spieltreff oder TCG-affine Mitspieler in ihrem Freundeskreis haben, als auch Personen, die von Zeit zu Zeit lieber miteinander als gegeneinander spielen wollen. Für beide Gruppen steht mit Ursula, die sich im Verlauf der Lorcana-Geschichte zur alleinigen Herrscherin von Lorcana aufgezwungen hat, eine mächtige und gewiefte Gegnerin zur Verfügung. Aber trotz ihrer “Power” hat auch sie nicht verhindern können, dass Ravensburger mit Die Luminari Chroniken: Gefahr aus der Tiefe aus meiner Sicht und auch zu meinem Bedauern einiges falsch gemacht hat.

Spielmaterial und Aufbau

Im Laden liegt der OVP bei 60 € und dafür bekommt man zwei fertige Spieldecks, ein Deck für unsere Gegnerin Ursula, eine Spielmatte, ein paar Pappmarker, vier verschiedene Kampfplätze, ein Bild von Ursula und eine separat verpackte Karte, die wir als Belohnung dann auspacken dürfen, wenn wir Ursula das erste Mal besiegt haben.

Der Aufbau ist schnell erledigt: Spielmatte auslegen, Marker platzieren, Kampfplatz auswählen, Decks mischen und es kann los gespielt werden. Dabei hat man die Wahl, ob man alleine mit einem oder zwei Decks gegen Ursula spielt oder gemeinsam mit einem Mitspieler. Es müssen auch nicht die mitgelieferten Spielerdecks genutzt werden, sondern es kann jedes Starterdeck oder ein eigens zusammengestelltes Deck genommen werden.

Spielablauf: kooperativer Bossbattle bei Disney Lorcana

Für den Spieler gelten dabei die normalen Spielregeln von Disney Lorcana. Ursulas Deck spielt sich hingegen ein wenig anders. Sie macht zum Beginn ihrer Runde genau wie der Spieler erst einmal alle Karten spielbereit und nutzt dann nacheinander alle Karten, die bereits in ihrem Spielbereich liegen. Anschließend zieht sie eine bestimmte Anzahl an Karten von ihrem Deck, legt sie verdeckt  in ihre Hand und spielt sie dann ab. Kann sie die Kosten für eine Karte aus ihrem Tintenvorrat bezahlen, wird die Karte offen in ihren Spielbereich gelegt. Kann sie die Kosten nicht bezahlen, wandert die Karte verdeckt in ihren Tintenvorrat. Bezahlt sie Karten aus ihrem Tintenvorrat, erschöpft sie die Karten im Vorrat nicht. Somit wird Ursula Runde um Runde immer stärker. Außerdem steigt auch mit der Zeit die Anzahl der Karten, die sie ziehen kann. In einem einfachen Spiel startet sie bspw. mit zwei Karten, die sie ziehen kann. Sobald sie 20 Legendenpunkte erreicht, darf sie drei Karten ziehen.

Die Kämpfe mit Ursula finden immer an einem von vier Kampfplätzen statt. Jeder Kampfplatz hat eine andere Schwierigskeitsstufe (von einfach bis extrem) und gibt zum einen vor, wie viele Karten Ursula ziehen darf und welche Spezialfähigkeiten die Spieler gegen Abgabe von Legendenpunkten in einer Runde ausführen können.

Positive Aspekte von Die Luminari Chroniken – Gefahr aus der Tiefe

Die Regeln sind schnell verinnerlicht und das Spiel geht spätestens nach einer Partie recht flüssig von der Hand. Es macht sowohl mit den mitgelieferten als auch mit eigenen Decks Spaß, gegen Ursula anzutreten. Ein Sieg beim einfachen und normalen Schwierigkeitsgrad lässt sich dabei leicht erringen. Unmöglich erscheint ein Sieg hingegen auf dem schweren und dem extremen Level. Hier levelt Ursula dermaßen schnell hoch und zieht auf der Punkteleiste voran, dass man als Spieler nicht hinterherkommt. Gerade wenn sie Karten wie “Tsunami”, “Taifun” oder “Wellenbrecher” spielt, welche die Auslagen ihrer Gegner (fast) vollständig zerstören, sieht man kein Land mehr. Zumal Ursula schon ab der ersten Runde mit dem Sammeln von Legenden beginnt. Allerdings wäre es auch langweilig, wenn einem ohne Eigeninitiative und dem nötigen Quäntchen Glück ein Sieg gegen die glitschige Dame gelingt.

Negative Aspekte von Die Luminari Chroniken – Gefahr aus der Tiefe

Während es also an einer steigenden Schwierigkeit und Motivation für weitere Partien nicht mangelt, hat das Paket hier einige andere Defizite. Disney Lorcana war bisher immer recht teuer für die Materialqualität, die man geliefert bekommt. Was man allerdings hier für 60 € anbietet, ist schon frech. Das dünne Etwas als Spielmatte zu bezeichnen, ist übertrieben euphemistisch. Selbst für eine Anleitung ist das Papier zu dünn. Da hätte man besser ganz auf die “Spielmatte” verzichtet. Auch die beiliegenden Marker taugen nichts, handelt es sich doch um die dünnen Pappmarker, die auch bei den Starterdecks liegen. Was bleibt, sind die drei Kartendecks und zwei doppelseitig bedruckte Karten, die ebenfalls recht dünn sind. Ursulas Porträt holt es auch nicht mehr raus. Die Verpackung, welche das Material enthält, eignet sich nach dem Öffnen auch nicht mehr als Spielkarton, in dem man das Material gut verstauen kann.

Weiterhin hätte man bei 60 € erwarten können, dass verschiedene Gegner beiliegen, gegen die man antritt, bis es zum Finale gegen Ursula geht. Das hätte auch gut zu den Schwierigkeitsgraden gepasst. Ein Aeons End oder Marvel Champions schaffen das auch und kommen mit vernünftigem Material für unter 60 € daher.

Zu guter Letzt gibt es dann auch beim Gameplay noch einen Kritikpunkte: Zwar wird in der Anleitung erwähnt, dass impulsive Charaktere in Ursulas Deck auch die Charaktere des Gegners herausfordern, aber im Deck selbst findet sich kein einziger impulsiver Charakter. So findet nur durch Aktionen und Gegenstände eine Interaktion zwischen uns und Ursula statt. Der Mechanismus des Herausforderungs wird durch Ursula nicht bedient. Somit fühlt sich Ursulas Deck nach einigen Partien auch recht repetitiv an, da sie durch ihre Charaktere nur Legenden sammelt.

Versöhnliches Fazit zu Disney Lorcana: Die Luminari Chroniken – Gefahr aus der Tiefe

Was neben dem Spielspaß, der wie erwähnt trotzdem vorhanden ist, von diesen Defiziten ablenkt, ist vor allem die grafische Gestaltung von Ursulas Karten. Die von ihr verzauberten und kontrollierten Charaktere sehen einfach klasse aus und schaffen den nötigen Rahmen, um weiterhin für Disney Lorcana begeistern zu können. Schön wäre es trotzdem, wenn Ravensburger endlich einmal ihren eigenen Standard an das Spielmaterial ansetzen würden. Und wenn sie das Potential, welches mit Die Luminari Chroniken: Gefahr aus der Tiefe geschaffen haben, nutzen, um zu einem angemessenen Kurs weitere Gegner für das Solo- bzw. Koop-Spiel zur Verfügung zu stellen, die gleichzeitig aber auch neue Mechaniken für die AI-Gegener mitbringen.