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Die Quacksalber von Quedlinburg – Das Duell

Die Quacksalber von Quedlinburg - Das Duell: Ausschnitt, Foto von Schmidt Spiele

Bei Die Quacksalber von Quedlinburg spielten alle Beteiligten für sich und das auch schon gut zu zweit. Bietet das Spiel mit dem Anhang „Das Duell“  seinen beiden Kontrahenten dennoch ausreichend Neues? Das tut es, ohne sich zu verstellen.blank

Spiele, bei denen mehrere Mitspieler zusammenspielen, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen oder gar weh zu tun, nennt man landläufig Mulitplayer-Solospiele. Dieser sich widersprechende Begriff entbehrt nicht einer gewissen Kritik, weil eben das fehlt, was für viele den Reiz von Spielen ausmacht: Interaktion. Die Quacksalber von Quedlinburg kompensiert diesen Mangel mit der Spannung, die auch aus dem Erfolgsgefühl herrührt, das sich bei einem glücklichen Händchen entfaltete.

Das findet man auch bei die Quacksalber von Quedlinburg – Das Duell (Wolfgang Warsch, Schmidt Spiele). Und was noch?

So wird Die Quacksalber von Quedlinburg – Das Duell gespielt

Die Quacksalber von Quedlinburg - Das Duell - Spielplan und Patienten | Foto: Axel Bungart
Die Quacksalber von Quedlinburg – Das Duell – Spielplan und Patienten | Foto: Axel Bungart

Es gibt drei fixe und sechs variable Zutatenbücher (vier Stufen je Art), Zutaten in der typischen Chip-Form und einen Beutel, aus denen man diese zieht. Der Kessel wurde durch eine Flasche ersetzt und funktional unterteilt in Flaschenhals und -boden. Neu ist ein zentrales Tableau, auf dem Patienten auf einem Pfad – im wahrsten Sinne des Wortes – hin und her wandern. Sie gilt es, zum eigenen Markstand zu locken.

Die Quacksalber von Quedlinburg - Das Duell - Flasche mit Zutaten | Foto: Axel Bungart
Die Quacksalber von Quedlinburg – Das Duell – Flasche mit Zutaten | Foto: Axel Bungart

Zutatenbücher und Chips funktionieren so ähnlich wie bisher: Man zieht einen Chip aus dem Beutel, führt die betreffende Aktion aus (sofern zutreffend) und legt ihn dann in den Flaschenhals. Spätestens, wenn die drei Felder des Flaschenhalses gefüllt sind, muss man seinen Zug beenden. Was dann kommt, ist neu: Man darf einen Patienten in Richtung des eigenen Marktstandes ziehen, je größer der Wert der Chips, desto weiter. Erreicht er dabei den Marktstand, erhält er seine Medizin, wird geheilt, und man hat einen Siegpunkt.

Guthaben für das Kaufen neuer Zutaten erhält man nur dann, wenn man schwarze Chips aus dem Beutel zieht, die einem sofort Gold einbringen. Diese schwarzen Chips kann man im Laufe des Spiels aufwerten.

Die Knallerbsen (weiße Chips) sind auch hier unbeliebt. Schreitet man mit ihnen auf einer Leiste im Flaschenboden zu weit nach vorne, sollte man seinen Zug beenden bzw. wird dazu gezwungen, wenn das Ende der Leiste überschritten wurde. Den Patienten darf man zur Strafe nicht bewegen und verliert ggf. Gold.

Die Quacksalber von Quedlinburg - Das Duell - Zutatenbücher | Foto: Axel Bungart
Die Quacksalber von Quedlinburg – Das Duell  –  Zutatenbücher | Foto: Axel Bungart

Nachdem beide ihre Tränke vollendet haben, wird noch ein Bonus vergeben und man kann neue Chips kaufen. Wer zuerst sechs Patienten für sich gewinnen konnte, gewinnt eine Partie; spätestens nach sieben Runden ist auch Schluss.

Was ist anders an Die Quacksalber von Quedlinburg – Das Duell?

Als ich das erste Mal davon hörte, habe ich mich gefragt, wozu es ein Quacksalber für zwei braucht, wo es doch beim Original spieltechnisch keinen Unterschied ergibt, ob man allein, zu weit oder mehreren spielt. Doch der Unterschied wird sehr schnell deutlich. Man hat die Grundidee des Spiels beibehalten (Zutatenbücher, Plättchen ziehen, Effekte), dem Spiel aber zu jeder sich bietenden Gelegenheit Interaktion spendiert, was ihm ausgesprochen guttut.

Obwohl es zum Teil nur kleine Dinge sind, wie das Werfen von zwei Münzen zu Rundenbeginn, heißt das immer gleich, dass man auf das Glück oder die Aktion des Gegners Einfluss nehmen kann. Mir gefällt besonders die Vergabe des Bonus nach Beendigung der Tränke: Hier stellt man dem Gegenspieler gleich noch eine I-split-you-choose-Aufgabe – welche immer etwas Perfides hat.

Die Quacksalber von Quedlinburg - Das Duell - Zutatenbücher | Foto: Axel Bungart
Die Quacksalber von Quedlinburg – Das Duell  –  Zutatenbücher | Foto: Axel Bungart

Die Zutatenbücher lassen zwar Ähnlichkeiten zu denen des großen Spiels erkennen, sind aber dennoch neu. Ganz auf die neue Funktion der wandelnden Figuren ist zum Beispiel die Bürgermeisterin abgestimmt, eine zusätzliche Figur, die Extraschritte für die Patienten bewirken kann. Wie keine andere zwingt diese Zutat den Gegner, sich ebenfalls mit Chips der Farbe einzudecken – eine Art der Interaktion, die allerdings nicht jeder liebt.

Interaktion pur!

Die Quacksalber von Quedlinburg - Das Duell - Patient auf dem Weg zum Marktstand | Foto: Ilka Bungart
Die Quacksalber von Quedlinburg – Das Duell – Patient auf dem Weg zum Marktstand | Foto: Ilka Bungart

Und natürlich die Patienten: Da immer nur ein Patient auf dem Pfad wandelt, ist das Gezerre um ihn und an ihm groß. Vier Schritte hin – sechs Schritte zurück, sieben Schritte hin – fünf zurück. Das wirkt anfangs, als würde dem Patienten seine Heilung versagt bleiben, und man fragt sich, wie man gar sechs davon für sich gewinnen soll. Doch wenn die Werte der Chips steigen und auch, weil sich viele höherwertige Zutaten auf die Position des Marktstandes oder die Laufweite des Patienten auswirken, schafft es tatsächlich einer nach dem anderen zum Ziel, mitunter sogar mehrere in einer Runde. Das ist allerdings auch abhängig von der Kombination der Zutatenbücher. Schmidt Spiele weist darauf hin, dass die Bücher jeder Stufe (I-IV) jeweils aufeinander abgestimmt sind. Nicht weniger reizvoll ist es jedoch, die Stufen auch zu mischen.

Die Quacksalber von Quedlinburg - Das Duell - Zutaten und Gold | Foto: Axel Bungart
Die Quacksalber von Quedlinburg – Das Duell  –  Zutaten und Gold | Foto: Axel

Anhand der vielen sich daraus ergebenden Kombinationen gibt es auch tatsächlich viel zu erkunden. Das war schon beim ersten Quacksalber so. Auch wenn eine Partie meist recht verhalten beginnt, entwickeln sich daraus schon bald spannende rund 60 Minuten, in denen eben nicht nur jeder das Beste aus seinen Chips herausholt, sondern auch den Gegenspieler berührt – mal zu dessen Vorteil, aber meist zum eigenen.

Das Spielmaterial ist wieder hübsch von Dennis Lohausen gestaltet, von Daniel Müller in Szene gesetzt und ohne Mängel. Die Spielregeln sind, wie üblich bei Schmidt, in jeder Hinsicht sehr gut aufbereitet. Bei dem Almanach, der die Zutaten erklärt, war man etwas sparsam, da nicht alle erklärt werden. Mit etwas Erfahrung hinsichtlich der Symbolsprache kann man diese jedoch ableiten.

Ist das noch Quackalber?

Die Quacksalber von Quedlinburg - Das Duell: Schachtel, Foto von Schmidt Spiele

Ja, absolut! Die Patienten und deren Weg auf dem Pfad sind eine ganz andere Art des Punktegewinnens. Auch Gold für den Kauf neuer Chips füllt eher zufällig die Kasse. Da kann man auch mal leer ausgehen, wenn die Knallerbsen zu schnell hintereinander kommen. Hier muss man sich umstellen. Aber dennoch fühlt sich ein Partie Quacksalber Duell wie Quacksalber an. Zu zweit haben beide Versionen ihren Reiz. Doch tatsächlich ist der bei Quacksalber – Das Duell größer.

Infos zu Die Quacksalber von Quedlinburg – Das Duell

  • Titel: Die Quacksalber von Quedlinburg - Das Duell
  • Verlag: Schmidt Spiele
  • Autor: Wolfgang Warsch
  • Spieleranzahl (von bis): 2
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 45-60
  • Jahrgang: 2024

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