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Crime Scene Game: Wien 1824

Crime Scene Game: Wien 1824: Ausschnitt des Titels mit Kriminaldirektor und roter Dame, Foto Piatnik

„Arttu Tuominen merke ich mir als fiesen Kerl, der mich malträtieren will.“ Das habe ich in der Rezension zu Crime Scene Game: Lazio 1356 geschrieben. Und da sind wir wieder. In der gleichen Reihe von Piatnik ist Crime Scene Game: Wien 1824 erschienen. Und wieder setzt er eine Säge an meinen Nervensträngen an. Da fällt der Titel dieses Krimispiels schon fast hinten herunter. Dabei ist er durchaus von erheblicher Relevanz, denn Wien 1824 – das sind Stadt und Gründungsjahr des Verlages, der dieses Jahr 200 Jahre alt wird. Das war jetzt viel Information auf einmal. Also, noch einmal langsam und von vorn und das alles als Rezension.blank

Worum geht es bei Crime Scene Game: Wien 1824?

Crime Scene Game ist eine Detektivspielreihe von Piatnik. Die Gruppe übernimmt die Rolle einer Figur aus einer Krimierzählung. Im Fall von Wien 1824 ist es Felix, ein umstrittener Kriminaldirektor, der nur wegen seiner Mitgliedschaft in der Freimaurerloge überhaupt noch im Dienst ist. So viele Skandale hat er verursacht.

Crime Scene Game: Wien 1824: das Material des Krimispiels, Foto Piatnik

In der Du-Form erzählt uns die Geschichte, was der Herr Kriminaldirektor erlebt. Doch, worum geht es? Wie sollte es anders sein in der Kulturstadt: Das Setting startet mit einem Mord im Kärntnertortheater, kurz bevor Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie uraufgeführt werden soll. Mehr Wien geht kaum. Und so ist die Gruppe mitten in einem, zunächst undurchschaubaren Kriminalfall.

Der Mechanismus bei Crime Scene Game: Wien 1824

Die Aktionen und der Mechanismus sind praktisch identisch mit denen der anderen Titel, die bisher in der Reihe erschienen sind. Wie immer gibt es ein Szenebild, das in Quadrate unterteilt ist. Ein Storybuch treibt die Geschichte voran und bietet den wichtigen atmosphärischen Hintergrund.

Nach und nach kommen Indizienkarten in die Partie, die Rätsel stellen, neue Hinweise bringen und weitere Textabschnitte zur Geschichte hinzufügen. Dokumentkarten sind so etwas wie Dechiffriermechanismen, die wiederum zu neuen Indizienkarten führen. Hinweiskarten helfen, wenn man bei einem Rätsel feststeckt, wofür aber Reputationskarten anzugeben sind. Letztere sind für die finale Entscheidung und damit den Ausgang wichtig.

Crime Scene Game: Wien 1824: Illustrationen der Kartenrückseiten, Foto Michael Weber
Crime Scene Game: Wien 1824: Illustrationen der Kartenrückseiten, Foto Michael Weber

Der Ablauf der Partie

Damit geht es los. Der Ablauf von Wien 1824 besteht vereinfacht gesagt darin, die Rätsel der Indizienkarten zu lösen, die Zahlencodes der Lösung anhand der Dokumentenkarten zu überprüfen, und daraus Wörter im Storybuch abzuleiten. Diese sind gleichbedeutend mit Gegenständen auf dem Szenebild. Ist das Objekt dort gefunden, ist die dazu passende Quadratnummer die Nummer der nächsten Indizienkarte.

So hangeln sich alle gemeinsam bei Crime Scene Game: Wien 1824 durch den Kriminalfall der Wiener Szene. Dabei ist der Mord des Konzertmeisters aufzuklären. Aber dabei bleibt es im Folgenden nicht. Am Ende kommt es zu einer final zu entscheidenden Frage, die über den Ausgang des Krimis entscheidet.

Crime Scene Game: Wien 1824 und der Verlag Piatnik

Crime Scene Game: Wien 1824: eine Indizienkarte um Stil einer alten Spielkarte von Piatnik, Foto Michael Weber
Crime Scene Game: Wien 1824: eine Indizienkarte um Stil einer alten Spielkarte von Piatnik, Foto Michael Weber

Man mag es als Understatement verstehen, dass sich der österreichische Verlag zum 200. Geburtstag ein Spiel schenkt, bei dem der Verlagsname praktisch gar nicht vorkommt. Die Anspielung besteht aber aus mehr als nur der Jahreszahl, denn in einem der Rätsel kommen Spielkarten vor. Diese Karten zeigen, in welcher Form Piatnik seine Kartenspiele damals illustriert hat.

Kritik am Szenebild bei Crime Scene Game: Wien 1824

Kommen wir noch einmal auf Arttu Tuominen zurück. Wieder hat der Spieleautor Rätsel geschaffen, die knackig sind. Aber dieses Mal, so dachte ich mir, packe ich das und schlage ihm ein Schnippchen. Genau das hätte auch geklappt. Aber dann kam es anders. Die Rätsel selbst sind tatsächlich gar nicht so schwer bei Crime Scene Game: Wien 1824. Ich hätte sie wirklich alle lösen können. Aber …. Was wirklich schwer ist – und zwar zu erkennen – sind die Details des Szenebilds.

Millimeter für Millimeter ein Versteckspiel

Das Bild liegt als Brett in DIN A4 bei. Das ist nicht besonders groß und beschäftigt das Auge bei der Suche nach Details übermäßig. Erschwerend kommt hinzu, dass einige der gesuchten Gegenstände Millimetergröße haben. Das verhindert den Erfolg selbst dann, wenn man genau weiß, was zu suchen ist. Es ist nahezu unmöglich, ohne Lupe oder ohne Annahmen die richtigen Quadrate zu finden. An einigen Stellen gleichen die Gegenstände zudem nur ganz ungefähr der Beschreibung.

Warum nicht doppelt so groß?

Crime Scene Game: Wien 1824: das Szenenbild des Falls mit schwer erkennbaren Miniaturdetails, Foto Michael Weber
Crime Scene Game: Wien 1824: das Szenenbild des Falls mit schwer erkennbaren Miniaturdetails, Foto Michael Weber

Das hat mich schon bei Lazio 1356 extrem genervt, aber wird hier noch einmal überstrapaziert. So gleicht Wien 1824 zu einem wesentlichen Teil einem Wimmelbild, nur dass gar nichts wimmelt. Man sieht eben nur nichts, weil alles zu klein und undeutlich ist. Dabei wäre es so einfach, das ganze Bild in doppelter Größe beizulegen, damit die teilweise extrem gut versteckten Gegenstände wirklich zu finden sind. Zudem ist die Farbgebung nicht besonders optimal, da alles sehr dunkel ist.

Kurz: Dass einige Details nicht zu lösen oder finden sind, liegt eher am schwachen Szenebild. Das setzt sich übrigens leider auch auf den Indizienkarten selbst fort. Denn bei mehreren Rätseln auf den Karten sind Details relevant, die wegen der dunklen Schattierungen kaum zu erkennen sind. Mehr noch: Selbst wissend, um was es geht, erschließt sich das aus den Abbildungen nicht immer. Das mag ja Sinn und die kriminalistische Herausforderung sein, trübt aber den Spaß ganz gewaltig.

Geführter Spielspaß

Crime Scene Game: Wien 1824 ist wie die Vorgänger der Reihe eine relativ starr geführte Kriminalgeschichte. Das lässt leider wenig Raum für eigene Entscheidungen während der Falllösung. Jedes Rätsel führt unweigerlich nur zu einem Ausgang und das zu der vorher festgelegten neuen Etappe auf der Reise bis zum Ziel. Ein weiterer Kritikpunkt, denn andere Krimispiele lassen erheblich mehr Irrungen und Wirrungen zu. So fühlt sich die ermittelnde Gruppe wie in einem starren Skript. Lediglich am Ende gibt es eine Gewissensentscheidung, die über mehrere Optionen des Ausgangs entscheidet.

Typische Wiener Atmosphäre, aber kein gutes Konzept

Der Kriminalfall selbst ist richtig gelungen. Das Storybuch spiegelt die Zeit um 1824 in Wien richtig gut wider. Das wird durch einige historische Anlehnungen verstärkt, die teilweise auch für die Lösung der Rätsel wichtig sind. Dass auch Piatnik indirekt in der Geschichte vorkommt, ist ein weiterer Pluspunkt, der auch in der Story den Bezug zum Gesellschaftsspiel setzt.

Crime Scene Game: Wien 1824: die Schachtel des Krimispiels, Foto Piatnik

Dennoch bin ich mir nach dem zweiten Fall aus der Reihe sicher: Arttu Tuominen hat zwar ein interessantes Konzept entworfen. Aber Rätsel und Umsetzung verleiden mir den Spaß. Die Unzulänglichkeiten mit dem Szenenbild und die mangelnden Entscheidungswege ergeben eine schwache Wertung für die Reihe und für Crime Scene Game: Wien 1824. Ich würde meine Kritik bei zukünftigen Ausgaben gern revidieren, aber dafür wären eine andere Ausstattung und vielleicht eine andere Storyführung erforderlich. So bleibt Arttu Tuominen mit seinen teilweise schwierigen Rätseln für mich ein fieser Kerl und die Reihe einfach suboptimal umgesetzt. Das gilt für Brooklyn 2002, London 1892, Lazio 1356 und eben auch für Crime Scene Game: Wien 1824. Leider.

Infos zu Crime Scene Game: Wien 1824

  • Titel: Crime Scene Game: Wien 1824
  • Verlag: Piatnik
  • Autor: Arttu Tuominen
  • Spieleranzahl (von bis): 1-
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 18
  • Dauer in Minuten: 120
  • Jahrgang: 2024

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